Sterzwinkel – Nein Danke ?!
Ferner sind viele Bürgerinnen und Bürger der Ansicht, dass es den ca. 70 Eigentümern nur um einen kurzfristigen Ertrag geht, während die langfristigen ökonomischen und ökologischen Folgen alle Bürger tragen müssen (bei einem Quadratmeterpreis von angenommenen durchschnittlich ca. 300,- Euro könnte dies eine Gesamtsumme von ca. 15-20 Millionen Euro bedeuten, also ca. 200-300 tausend Euro pro Eigentümer).
Völlig unzureichend diskutiert ist bis dato die verkehrspolitische Problematik. Wenn es ca. 68 Gebäude geben wird und damit mehr als 68 Wohneinheiten und damit ca. über 200 Personen, dann ist davon auszugehen, dass es ca. 150 bis 200 zusätzliche PKW geben wird. 200 Autos, die morgens um 8.00h in den Berufsverkehr kommen und abends zurückfahren. Dies ist eine erhebliche zusätzliche Belastung für Großsachsen. Nicht eingerechnet die Fahrzeuge, die in das neue Gewerbegebiet pendeln (Transporter, Lastwagen). Dadurch wird die Luft mit Abgasen und Schadstoffen sehr stark belastet, der Lärm tagsüber für Anwohner und Anrainer zunehmen. Es wird zu Missmut führen, Ampelregelungen werden kurzfristige Lösungen schaffen und den Durchgangsverkehr weiter hemmen. Damit werden noch mehr Lärm und Abgase den nahen Ortskern und die Umwelt mit ihrer Flora und Fauna belasten. Ferner ist davon auszugehen, dass die gleichen Probleme an der Autobahnausfahrt Hirschberg entstehen werden wie an der Ausfahrt Schriesheim/Ladenburg zu Stoßzeiten. Lange Staus an der Ausfahrt! Das Verkehrschaos kann sich jeder schon jetzt ausmalen. Es ist unausweichlich.
Warum wird ein Klimagutachten nicht vor dem Beschluss des Bebauungsplans erstellt? Hat da jemand Angst vor dem Ergebnis? Was eine Ironie. Erst Bebauung, dann Klimagutachten! Und wenn das Gutachten dann negativ ausfällt ? Das ist dann wie beim Friseur: erst die Haare abschneiden, dann in den Spiegel schauen und feststellen, dass es doch mit langen Haaren besser war? Aber die Haare sind dann ab. Und die Natur ist dann tot!
Was ist denn mit der Umgehungsstraße? Warum wird diese nicht erwähnt? Oder könnte diese Idee derzeit den Grundstückswert mindern? Also erst verkaufen, dann Umgehung? Und die potentiellen Käufer der Grundstücke? Es ist nicht anzunehmen, dass die Bauträger den potentiellen Käufern „reinen Wein“ einschenken werden. Also wird die erwartete Wertminderung durch die geplante Ortsumgehungsstrasse gleich mit gekauft. Junge Familien sollen angesiedelt werden. Diese haben meist wenig Geld, da der Unterhalt einer Familie mit Kindern viel Geld kostet. Sie kaufen sich im guten Glauben ein kleines Haus. Und dann so eine wahrscheinlich vorsätzliche Täuschung (in Schriesheim werden gerade ähnliche Stimmen laut)? Und was ist zwischenzeitlich mit dem Verkehr? Muss nicht erst eine solide Infrastruktur geschaffen werden, damit dann gebaut werden könnte? Warum gehen alle Gemeinden immer gleich falsch vor, erst verkaufen, der Rest regelt sich schon. Aber er regelt sich eben nicht. Und man kann später viel schwieriger das Problem mit dem Verkehr lösen. Der Ärger der Bürger ist dann aber auch größer.
Jedes Unternehmen muss bei derartigen Investitionen einen Business Plan erstellen, abwägen und „worsed case Szenarien“ entwickeln. Wo ist der Plan der Gemeinde? Ist dieser ersichtlich? Wo ist eine Kosten-Nutzen Aufstellung über 50 Jahre? Rechnet sich das Investment für die Gemeinde? Zuerst verkaufen, dann weiterdenken? Wollen wir ein zweites Schriesheim? Warum wird immer noch geplant in den Rathäusern wie in der Vergangenheit? Sind jedem Bürger die zu tragenden Folgekosten bewusst? Eine Ausweitung der bestehenden Wohngebiete könnte z.B. eine Erhöhung der Müllgebühren zur Folge haben, da die derzeitige Fuhrparkflotte des AVR evtl. kapazitativ unzureichend ist. Und es führt zu erhöhten Ausgaben der Gemeinde (Straßenpflege, etc.) Langfristig bei sinkender Bevölkerung und damit sinkenden Steuereinnahmen könnte es zur Erhöhung der Nettokreditaufnahme Hirschbergs führen. Wollen wir das ?
Was ist mit der Energie die zusätzlich kurzfristig gebraucht wird? Sind es nicht fast über 26.000 Liter Wasser für ca. 200 Personen (bei zunehmender Trockenheit)? Grünflächenbewässerung noch nicht einmal eingerechnet. Gibt es ein neutrales Wassergutachten? Oder ca. 200.000 KwH an Strom ? Ist das Konzept mit den Versorgern durchgesprochen? Wie hoch sind die Investitionen hierfür? Tragen diese Kosten die Verkäufer der Grundstücke oder die Allgemeinheit? Ist das die nachhaltige Hirschberger Antwort zur bundesweit geforderten 40%igen CO2-Reduktion?
Angenommen es ziehen ca. 100 Haushalte in den Sterzwinkel. Das könnte im Extremfall 100 zusätzliche Kinder bedeuten (man möchte ja junge Familien ansiedeln). Und wenn 100 kleine Kinder am Tag x vor dem Kindergarten Großsachsen stehen? Wie ist dann der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz kurzfristig gewährleistet? Bei 5 Gruppen ist der Kindergarten an der Kapazitätsgrenze. Die Folge: Anbau ? Neubau ? Container ?
Haben wir kurzfristig genügend Kapazitäten für einen evtl. Anstieg der Schülerzahlen in den Schulen? Wollen wir ein Problem wie in Hohensachen? Mitarbeiter für Kindergärten oder Planstellen für Lehrer bekommt man nicht kurzfristig. Was ist, wenn der Bedarf dann wieder sinkt? Wird Hirschberg dann wegen des Infrastrukturerhalts und lockenden Einkommenssteuergewinnen wieder neue Baugebiete erschließen? Welche Veränderungen tun uns noch gut? Was wäre wirklich ein Geschenk an die nachfolgende Generation und somit nachhaltig?
Warum will Hirschberg die gleichen Fehler begehen wie alle anderen Städte? Schon heute haben wir in Baden Württemberg derzeit 9,4 Hektar am Tag an Verlust an Acker- und Freiflächen (bundesweit sind es sogar 1,14 Quadratkilometer). Da kann sich jeder ausrechnen, wann unser Land zugebaut ist! 9,4 Hektar sind ca. 5 Fußballfelder. Pro Tag! Natur vernichtet! Und Hirschberg ist dabei! Business as usual! Wo geht das hin? Was sagen wir da unseren Kindern oder Enkelkindern? Klimawandel ist träge und dauert. Vernichtung von Freiflächen geschieht in einem kleinen Ausmaß, so dass es keiner richtig mitbekommt. Aber wir müssen jetzt unsere wunderschöne Heimat schützen.
Durch das geplante Gebiet kann der Bevölkerungsrückgang in Hirschberg auch nicht gestoppt oder gemildert werden. Schon jetzt ist aus den Publikationen des Statistischen Landesamtes ersichtlich, dass Hirschberg im Jahre 2025 ca. 1.000 Einwohner weniger hat. 1.000 Einwohner bedeuten ca. 300 bis 600 Wohneinheiten, die frei werden in schon intakten Wohngebieten. Wozu dann noch mehr Natur zerstören?
Haben wir da nicht viel größere Probleme in den bestehenden Wohngebieten in Zukunft? Müssen wir nicht hier neue Konzepte entwickeln anstatt über rücksichtslose Vernichtung von intakten Flächen nachzudenken? Es ist nicht einzusehen, dass bei rückgängiger Einwohnerzahl die Fläche immer weiter ausgedehnt wird.
Enttäuschend ist auch die Entwicklung des Gebietes. Während das Baugebiet früher anders aufgeteilt war und erst zudem auch eine kleine Fläche bebaut werden konnte (Heddesheimer Weg links) wird es nun ein riesiges Gebiet bis an die Straßen nach Heddesheim und die B3 (wie gesagt: es geht um 15-20 Millionen Euro). Dadurch verschiebt sich die schöne Ansicht der Ortsrandstruktur. Gerade diese begeistert aber die Menschen. Viele sind froh, dass es in Hirschberg noch so eine natürliche Ansicht gibt und keine Fehler wie an anderen Orten. Gerade deshalb kommen viele gern nach Großsachsen und wollen dort wohnen.
Wehret den Anfängen! Was ist, wenn der Ortsrand westlich der B3 ausgedehnt ist? Liegt es da nicht auf der Hand, dass man dann auch noch darüber nachdenkt, auch östlich der B3 bis zu Kreuzung nach Heddesheim die Bebauung auszudehnen? Und dann noch gleich hoch zubauen bis zum Kissel? Um den Friedhof? Wo intakte Natur ist, Fasane zu sehen sind, ja teilweise noch Rehe vorbei schauen? Das ist nicht so abwegig, wie man denkt, da Hirschberg an der Bergstraße noch die meisten Baugebiete aus dem Flächennutzungsplan entwickeln kann. Da macht der Sterzwinkel für den Ortsteil Großsachsen erst den Anfang einer ganzen Riege von Großbauflächen. Und was unterscheidet dann Großsachsen von anderen Gemeinden? Immer die gleichen Fehler……
Es wird immer von einem Schwarzbuch der Finanzen geredet, aber gibt es auch ein Schwarzbuch für Ortsstrukturvernichtung?
Unverständlich auch die Ansiedlung eines neuen Supermarktes. Wer benötigt den? Haben wir schon jetzt nicht hier eine Dichte an Märkten, die völlig ausreichend ist? Wo ist der Markt in der zentralen Lage? Wollen wir amerikanische Verhältnisse mit Einkaufsgelegenheit am Ortsrand und langsam schleichend resignierenden Innenstädten? Hat die Gemeinde mit den anliegenden Märkten gesprochen? Kaufkraftgewinn an der einen Ecke bedeutet Kaufkraftverlust an der anderen Ecke. Und ein großer Supermarkt bietet ein Vollsortiment an, d.h. Auch Waren, die ortsansässige Händler verkaufen. Folge: Umsatzrückgang bei diesen in der Ortsmitte, d.h. weniger Gewerbesteuer-Einnahmen! Wenn die Binnenentwicklung ohne Chance auf Wiederbelebung zum Erliegen gekommen, ist die Natur nur noch nostalgische Erinnerung.
Es ist nicht mehr Geld da, es wird nur anders verteilt und zwar so, dass keiner der Unternehmer gut davon leben kann (die Margen im Lebensmittelhandel sind bekanntlich in Deutschland die niedrigsten). Und dann geben die Händler auf, ein Inhaberwechsel kommt nach dem anderen, der Markt wird nicht mehr angenommen usw. usw. Beispiele für solche Entwicklungen findet man überall. Aber dann ist die Fläche verbaut. Die Natur schon lange tot.
Fazit: wir brauchen eine Befragung: Wir wollen als Einwohner ein Mitspracherecht erhalten gerade bei der geplanten Maßnahme und ihrer Größenordnung, ob wir damit einverstanden sind, wie der Gemeinderat verfährt. Wir benötigen eine Umfrage um alle, die in diesem Ort wohnen, nach Ihrer Meinung zu fragen. Hier geht es nicht allein um den Ertrag für ca. 70 Eigentümer. Hier geht es um die Natur aller Menschen. Es wird seit ca. 25 Jahren an dem Gebiet geplant, da kommt es auf ein Jahr mehr oder weniger nicht drauf an. Die Kinder werden es uns danken. Lassen Sie uns nicht die gleichen Fehler begehen, die alle Gemeinden beschreiten. Zeigen wir, dass Hirschberg ökologisch und ökonomisch weitsichtig in das nächste Jahrtausend planen kann.
Was wir brauchen:
- Ein Bürgerbegehren, um alle Bürger rechtzeitig einzubinden und zu sensibilisieren
- Ein Klimagutachten vor allen Planmaßnahmen und Bebauungsschritten inkl. Wassergutachten
- Eine weitere Bürgerversammlung. Dies wäre als Ausweichtermin fair. Nicht alle konnten an der letzten Bürgerversammlung teilnehmen
- Einen Verkehrsplan vor der Erschließung, der alle Risiken objektiv berücksichtigt und das Baugebiet in einen erkennbaren Kontext setzt mit dem gültigen Flächennutzungsplan und seinen möglichen Ausbaustufen wie mit dem geplanten Erschließungsring um den Westen Großsachsens, damit der Bürger die heutigen Planungen der Gemeinde nicht scheibchenweise hinnehmen muss.
- Ein neutrales Gutachten zum Thema Supermarkt vor der Erschließung
- Einen Erhalt der Ortsansicht