Wirtschaftlichkeit des Neubaugebietes Sterzwinkel

Am 31.07.13 wurde die Wirtschaftlichkeitsuntersuchung des Neubaugebietes Sterzwinkel dem Gemeinderat vorgestellt. Dabei kam insgesamt ein positives Ergebnis für die Erweiterung der Gemeinde außerhalb der bestehenden Ortsgrenzen in Großsachsen heraus.

Es bestehen aber weiterhin Zweifel an den öffentlichen Aussagen, insbesondere unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit. Daher hat die Bürgerinitiative Sterzwinkel unter Federführung von einem seiner Sprecher ein abschließendes Gutachten über die Wirtschaftlichkeit des Neubaugebietes erstellt und dies von einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft sowie einem Professor für Controlling auf rechnerische Richtigkeit prüfen und bestätigen lassen.

Nachhaltigkeit bedeutet hier vor allem, ökonomische und ökologische Folgen gleichzeitig und gleichwertig zu berücksichtigen. Das Gutachten dient daher dazu, eine Vorstellung zu bekommen, was an positivem Ergebnis langfristig bleibt, wenn die kurzfristigen Gewinne abgezogen sind und stellt daher in Form einer Gewinn- & Verlustrechnung über einen Zeitraum von 25 Jahren die Entwicklung von Einnahmen und Ausgaben dar. Berücksichtigt wurden auch die Berechnungen der Gemeinde mit Hilfe des Simulationsprogramm STEG. Vier Varianten, die in den Grundannahmen verändert werden können, sind in dem neunundzwanzigseitigen Dokument erläutert.

Keine der Varianten kommt auf ein langfristiges positives Ergebnis für das Neubaugebiet. Der Gemeinde kann ein Totalverlust von kumuliert bis zu ca. 7 Mio. Euro nach 25 Jahren entstehen. Der Gewinn lag und liegt einzig kurzfristig in der privaten Veräußerung von Grundstücken, die Kosten für den Erhalt der Infrastruktur wie z.B. Straßen oder aber anfallende Verwaltungsaufwendungen übersteigen langfristig den kurzen Erfolg. Für die Einwohner Hirschbergs können bis zu 750,- Euro pro Kopf an Kosten nach 25 Jahren anfallen. Anders ausgedrückt: ca. 70 Grundstückseigentümer haben insgesamt bis zu 20 Mio. Euro (vermutlich steuerfrei) verdient, dafür wird jeder der ca. 9.500 Einwohner Hirschbergs in 25 Jahren durchschnittlich mit bis zu 750,- Euro belastet, Tendenz steigend.

Nicht berücksichtigt wurden im Gutachten die nachhaltigen, schwer zu bewertenden ökologischen Kosten, die zusätzlich den Verlust erhöhen würden. Auch Faktoren wie Versiegelung von fruchtbarem Ackerboden, Zunahme von Treibhausgasen, Lärm und Verkehr wurden nicht mit einbezogen. Ebenso schwer zu bewerten ist die zerstörte Sicht von Südwesten auf Großsachsen mit seiner Kirche. Das alles ist sind Werte, die schwer zu kalkulieren sind, aber sicher keine positiven Wirkungen in die Zukunft haben.

Die Zahlen untermauern im Prinzip nur, wie kurzfristig wider jegliche ökonomische, ökologische und soziale Vernunft in der Gemeinde entschieden wird. Nachhaltiges handeln, Berücksichtigung von Folgekosten, diese Faktoren werden bei solchen nicht revidierbaren Entscheidungen vollkommen ignoriert, empfohlene Rückstellungsbildungen im Haushalt für den Erhalt bzw. die Reparatur der Infrastruktur in kommenden Jahren missachtet. Damit werden sich in ferner Zukunft Diskussionen wie z.B. im letzten Jahr (Schule oder Erneuerung der Kanalisation?) auf die ein oder andere Art wiederholen. Schon jetzt wird im Haushalt deutlich, dass die sinkende Bevölkerungszahl zu Mindereinnahmen bzw. Zuweisungen des Landes führt.

Der demographische Wandel, d.h. der Rückgang der Einwohnerzahl, wurde auch durch das neue Baugebiet nicht aufgehalten. War das aber nicht immer der Grund für die Neuerschließung, welchen die Befürworter ins Feld geführt haben? Insgesamt ist seit 1988 die versiegelte Fläche im Ort um 45% gestiegen, die Bevölkerung aber um 1,2% gesunken. Seit 1988 wurden pro Tag 108qm Fläche in Hirschberg versiegelt. Das Gutachten zeigt auf, dass mehr Fläche nicht zu mehr Wohlstand in der Gemeinde sondern zu mehr Belastung führt.

Das Baugebiet Sterzwinkel steht quasi als „Mahnmal für eine nachhaltige Fehlentwicklung“ in der Gemeinde. Die Freude der Verkäufer von Bauplätzen und der Käufer über einen schönen Wohnplatz wird zur Belastung für alle Bürger. Dies kann leider nicht mehr korrigiert werden.

Weitere Informationen zum Thema Wirtschaftlichkeit und Folgekosten von Baugebieten.